LG Hagen, Beschluss vom 26.10.2012 - 3 S 60/12
Fundstelle
openJur 2013, 5622
  • Rkr:
Tenor

Die Kammer weist da­rauf hin, dass be­ab­sich­tigt ist, die Be­ru­fung nach § 522 Abs. 2 ZPO durch Be­schluss zu­rück­zu­wei­sen.

Dem Berufungskläger wird Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, binnen zwei Wochen nach Zu­gang die­ses Be­schlus­ses zu dem vor­ste­hen­den Hin­wei­s Stel­lung zu neh­men.

Gründe

Die zu­läs­si­ge Be­ru­fung hat nach der ein­stim­mi­gen Über­zeu­gung der Kammer aus den zu­tref­fen­den Grün­den der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung, die durch das Be­ru­fungs­vor­brin­gen nicht ent­kräf­tet wer­den, of­fen­sicht­lich kei­ne Aus­sicht auf Er­folg.

Das Amts­ge­richt hat die Klage zu Recht ab­ge­wie­sen. Der Klä­ger hat kei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch gegen die Be­klag­te, und zwar weder auf­grund einer man­gel­haf­ten Kauf­sa­che (§§ 437 Nr. 3, 280 Abs. 1, Abs. 3, 281 BGB) noch wegen vor­ver­trag­li­cher Pflicht­ver­let­zung (§§ 280 Abs. 1, 311 Abs. 2 BGB).

a)

Einen Man­gel der Kauf­sa­che hat das Amts­ge­richt nach Durch­füh­rung der Be­weis­auf­nah­me ver­neint.

Die Kam­mer ist nach § 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO an die Be­weis­wür­di­gung des Erst­ge­richts ge­bun­den, wenn nicht kon­kre­te An­halts­punk­te für die Un­rich­tig­keit der Be­weis­wür­di­gung – das sind ein un­rich­ti­ges Be­weis­maß, Ver­stö­ße gegen Denk- und Na­tur­ge­set­ze und all­ge­mei­ne Er­fah­rungs­sät­ze, Wi­der­sprü­che zwi­schen einer pro­to­kol­lier­ten Aus­sa­ge und den Urteils­grün­den sowie Män­gel des Dar­stel­lungs- und Mei­nungs­bil­dungs­pro­zes­ses wie Lü­cken­haf­tig­keit oder Wi­der­sprü­che – vor­ge­tra­gen wer­den (vgl. BGH, VersR 2005, 945). Ein kon­kre­ter An­halts­punkt in die­sem Sinn ist jeder ob­jek­ti­vier­ba­re recht­li­che oder tat­säch­li­che Ein­wand gegen die erst­ins­tanz­li­chen Fest­stel­lun­gen (BGHZ 159, 254; NJW 2006, 152 f). Bloß sub­jek­ti­ve Zwei­fel, le­dig­lich ab­s­trak­te Er­wä­gun­gen und Ver­mu­tun­gen der Un­rich­tig­keit ohne greif­ba­re An­halts­punk­te ge­nü­gen nicht (BGH, aaO.).

Ein sol­cher kon­kre­ter An­halts­punkt für die Un­rich­tig­keit der erst­ins­tanz­li­chen Be­weis­wür­di­gung ist durch die Be­ru­fungs­be­grün­dung nicht auf­ge­zeigt wor­den.

Das Amts­ge­richt hat nach­voll­zieh­bar und ohne die An­le­gung über­zo­ge­ner An­for­de­run­gen an die eige­ne Über­zeu­gungs­bil­dung dar­ge­legt, wes­halb die Eisen­eins­chlüsse (Py­ri­te) in den an den Klä­ger ver­kauf­ten Flie­sen nicht als Man­gel der Kauf­sa­che im Sinne des § 434 Abs. 1 BGB an­ge­se­hen wer­den kön­nen. Unter­schie­de bei Farbe, Tex­tur und Struk­tur sind nach den Aus­füh­run­gen des Sach­ver­stän­di­gen, die un­mit­tel­bar ein­leuch­ten, bei Na­tur­stei­nen all­ge­mein zu er­war­ten. In die­sem Sinne muss ein Käu­fer auch mit den in den hier in Rede ste­hen­den Na­tur­stei­nen ein­ge­schlos­se­nen Eisen­an­tei­len ­rech­nen, die nach den Aus­füh­run­gen des Sach­verstän­di­gen vor­kom­men­be­dingt vor­han­den sind.

Die­ses Er­geb­nis stimmt über­ein mit den Aus­füh­run­gen der hie­si­gen 8. Zi­vil­kam­mer in ihrem Urteil vom 18.09.2009 (8 O 344/08) in einem ähnlich gelagerten Fall, die eben­falls auf der Grund­la­ge eines Sach­vers­tän­di­gen­gut­ach­tens zu dem Er­geb­nis ge­kom­men ist, dass Eisen­ein­schlüs­se in den auch hier in Rede ste­hen­den Flie­sen Gra­nit Tiger Yel­low kei­nen Man­gel dar­stel­len, weil sie bei Na­tur­stei­nen un­ver­meid­lich vor­kom­men. Diesen Ausführungen schließt sich die Kammer an.

b)

Auch einen Scha­dens­er­satz­an­spruch wegen der Ver­let­zung vor­ver­trag­li­cher Auf­klä­rungs­pflich­ten hat das Amts­ge­richt zu Recht ver­neint.

Ein sol­cher kommt neben kauf­ver­trag­li­chen Ge­währ­leis­tungs­an­sprü­chen nur aus­nahms­wei­se in Be­tracht. Eine sol­che Aus­nah­me liegt je­doch nicht vor. Der Be­klag­ten kann weder ein vor­sätz­li­ches Ver­hal­ten nach­ge­wie­sen wer­den, noch hat sie eine Be­ra­tungs­pflicht über­nom­men und diese ver­letzt. Auch in­so­weit schließt sich die Kam­mer den zu­tref­fen­den Aus­füh­run­gen des an­ge­grif­fe­nen Urteils an.

Die Sa­che hat auch kei­ne grund­sätz­li­che Be­deu­tung. Weder die Fort­bil­dung des Rechts noch die Si­che­rung ei­ner ein­heit­li­chen Recht­spre­chung er­for­dern eine Ent­schei­dung der Kammer auf Grund münd­li­cher Ver­hand­lung, die auch sonst nicht ge­bo­ten ist (§ 522 Abs. 2 S. 1 ZPO).